Dienstag, 24. April 2012

Wucherlyrik

Ein Gedicht in 4 Teilen, seit einer Woche in Arbeit, jetzt bereit für die Öffentlichkeit.


1)
Ein weiser Mann, der schrieb einmal
"Die ganze Welt ist Bühne."
Und egal ob Hunger, Lust und tiefe Qual
egal ob falsche Reue oder echte Sühne

alles ist nur Spiel,
das Publikum sind wir.
Jeder hält von sich zu viel
und spielt im jetzt und hier

seiner Welt den großen Star
natürlich traurig, aber völlig rein.
Denn nur wer vorher tragisch war
kann irgendwann auch edel sein.

2)
Wir alle sind Antigone,
die Götter raffen uns hinweg
Und ach, wir sind doch schwach wie eh und je
und Widerstand hat wenig Zweck.

denn was bringt die Freiheit
froh zu leben
was die Freizeit
noch mehr neben

Lebewesen zu erleben,
wenn die uns doch auch nichts geben?
Wesen, die wir Menschen nennen
wo wir sie doch gar nicht kennen
über die wir wagen auszusagen
dass wir viel gemeinsam haben
obwohl es doch immer nur das Menschsein gab,
das uns verband, doch entschuldige,
ich schweife ab.

Zurück zu Form und Maß,
denn jedes Schulkind weiß,
die Lyrik, die ist nicht zum Spaß,
nein, Lyrik das ist ernster Stoff

3)
Der Autor unsres Lebens schreibt
uns ohnehin den Todeskuss.
Doch solang unser Monolog erhalten bleibt
stören wir uns nicht alzu sehr am Schluss

egal wie aufgezwungen
er auch sein mag,
es wird sich durchgerungen
bis zum letzten Tag,

an dem wir noch die Bühne zieren,
denn was wir fürchten zu verlieren,
das sind nicht wir selbst,
es ist die Prägung,
die wir in die Menschen drücken,
ob wir sie schocken, ob entzücken,
Einfluss heißt das Zauberwort an diesem Ort,
der Bühne unsres Alltagslebens.
Dort stehen wir vor Publikum
und ich rede mich in Rage,
ich denk ich komm zum Schluss
und sag noch was ich sagen muss,
bevor ich weiter schweife und verwirre
mich ab vom Pfad der Form im Wald verirre
Doch Reime können halt nicht alles halten,
was ich sagen wollt und ich meine diese Form,
die wird ja auch überschätzt
und steht oft genug im Weg,
Ich mein es gibt ja Wörter auf die sich gar nichts reimt,
so wie Löffel zum Beispiel.
Oder Wörter die man einfach nie in Gedichte einbauen kann,
wie Absorbtionskoeffizient, ich mein wie unrhythmisch ist das denn?
Naja egal, ein letztes Mal noch Disziplin für den 4. Teil,
Ich muss mein Gedicht schließlich noch zuende bringen.

4)
Ich komm zum Schluss,
erinnert euch, es ging um Bühne, Leben
Gott und Freiheit und im letzten Teil
kommt noch das Ende, weil es endlich kommen muss.

Ihr sagt allen, dass ihr tragisch seid,
schuldlos schuldig, edel und voll Leid
und dass euer Leben fremdgelenkt
ist, doch so habt ihr es viel zu leicht verschenkt.

Denn ich, ich sage "Halt, Moment,
Mein Leben, das gehört doch mir."
Und auch wenn ich hier keinen
und mich hier keiner kennt
so sag ich jedem Einzelnen hier
so ist es auch bei dir.