Donnerstag, 28. Juni 2012

Schatten bei Nacht

Gedichte zum Thema Nacht, 1. Versuch:

Schatten bei Nacht

Der Wagen taucht ins Dunkel ein
Die Nacht lässt mich hinein
Laternen spenden schüchtern Licht
Die Schatten, sie verändern sich
und durch die Wolken seh ich Sterne blitzen
Nebel dringt durch schmale Ritzen
in den Seitenscheiben und er füllt den Fußraum weich
wie Watte und doch schlangengleich
umspielt er Beine

Und der Wagen taucht ins Dunkel ein
die Nacht zieht mich in sich hinein
Laternen spenden ängstlich Licht
die Schatten, sie verändern mich
und durch Wolken blinzeln Sterngestalten
Nebel drängt herein durch Fensterspalten
und er füllt den Raum mit Händen
die um meine Beine streifen
bevor sie nach meiner Kehle greifen

und der Wagen taucht ins Dunkel ein
die Nacht, sie saugt mich zu sich rein
Laternen fressen gierig Licht
die Schatten, sie bedrohen mich
die Sterne stieren durch die Wolkenrisse
Auf mir tummeln sich die Nebelegel, Nebelbisse
überziehen Geist und Körper
und die Nacht, sie zieht mich tiefer,
tiefer in das Nichts hinein.

Und das Auto reibt im Dunkel
ziellos ohne Sterngefunkel
suche ich verzweifelt Licht
als die Sonne durch die Straße bricht
und ihr Zorn durchtrennt die Nebelarme,
ziehrt voll Stolz die glühend warme
Lanze und befreit mich von den Fahlen
treibt sie raus aus meinem Blick
und der Wagen, er lässt hinter sich
die Schwärze und die Nacht zurück.

Montag, 11. Juni 2012

Rhein in Flammen

Eine komplett neue Version des Textes „Wie sie Köln vernichteten“ (http://seelenwanderer.blogspot.de/2012/03/wie-sie-koln-vernichten.html), der mir einfach nicht mehr gut gefiel. Natürlich braucht es einen neuen Titel, vorerst tut es allerdings der hier.

Rhein in Flammen

Ich liege auf dem Sofa und du in deinem Bett nebenan. Tja. Das war doch eigentlich alles ganz anders geplant, eigentlich wollten wir doch einen schönen Abend zusammen verbringen doch stattdessen streiten wir. Und von so Fragen wie der, wer cooler ist, Batman oder Ironman, ging es dann zu weniger sachlichen Themen und jetzt liege ich hier und höre das Schweigen unter dem Spalt deiner Tür durchsickern und sich langsam in der Wohnung ausbreiten. Und weil mir keine gesprochenen Wörter mehr einfallen nehme ich mir einen Stift und schreibe wie wir uns wieder vertragen könnten, jetzt und sofort. Tja... Ich glaube dazu braucht es mindestens eine kleinere Naturkatastrophe im Kölner Raum, so wie du eben geguckt hast als die Tür geknallt hat. Vielleicht im Stil von Pro7-Produktionen, so leicht trashig, ein bisschen sinnloser Sex und sinnlose Gewalt könnten gerade genau richtig sein. Ok, ich brauche einen Titel: Taifun - Der Untergang Kölns. Gefällt mir nicht. Zombies - Heute stirbt Köln - zweimal. Besser, vielleicht vertragen wir uns eher, wenn alle anderen Männer untot sind, obwohl du vermutlich immer noch sagen würdest, dass denen wenigstens ein Bart wächst (Ich verfluche dich, Robert Downey Jr.). Film ab: Ich liege auf dem Sofa und mysteriös spannende Musik setzt ein. Das Radio knistert, die Bässe werden noch etwas mysteriöser und eine Sonderdurchsage wird angekündigt. Eine ernste Stimme berichtet, dass ein mutierter Grippevirus auf einem Stück Hanf gewachsen ist und im Seuchenzentrum Köln-Mitte freigesetzt wurde. Infizierte Personen sind schmerzunempfindlich, sehr langsam und extrem hungrig, außerdem neigen sie zu irrem Lachen.
Deine Tür wird aufgerissen. Ja, ich hab´s auch gehört. Ja, wir sollten aus der Stadt verschwinden. Und einen Baseballschläger mitnehmen. Gut, das Letzte, das habe ich gesagt und nicht du.
Wir treten auf die Straße und das erste was wir hören ist ein irres Lachen, zum Glück aber etwas entfernt. Ca. 200 Meter entfernt schlurft einer der im Radio beschriebenen Gestalten auf uns zu. Zugegeben, er ist schon ziemlich langsam also mach ich mir nicht alzu große Sorgen. Da schreist du plötzlich auf und ich wirbel herum. 1 Meter hinter uns steht eine sabbernde Fratze des Grauens. Ich will dich beruhigen, doch du rennst schon los, in eine kleine Gasse rein, die frei von Untoten scheint. Als ich dir hinter her renne stehe ich vor der halb fertigen Kölner Groß-Moschee, dieser Mischung aus Hagio Sophia und Pokémon-Arena. Ich sehe gerade noch wie die Eingangstür sich langsam schließt. An den Mauern kratzen haarlose Zombies mit Bomberjacken und versuchen verzweifelt die Moschee auf zu fressen. Es gelingt ihnen eher minder gut, aber anscheinend ist Nazi-Gedankengut sehr resistent gegen totalen Gehirnverlust und Mutation zum Untoten. Die Tür fällt ins Schloss und von dem Knall aufgeschreckt, fangen die Zombies langsam an sich auf die Moschee zuzubewegen. Ich kann hier nun wirklich keine Nazi-Zombies dulden, aber mein Baseballschläger kommt mir angesichts der braunen Masse ziemlich lächerlich vor. Ich gucke mich um und sehe links in einem Garten einen alten Benzinrasenmäher stehen. Ich hebe den Rasenmäher vor meine Brust, er heult laut auf und der Gestank von Benzin erfüllt die Luft. Die Nazizombies wenden sich zu mir um und ich gehe langsam auf sie zu. Der erste von ihnen begeht den Fehler an mir schnuppern zu wollen, Vrooom, da ist er schon verschwunden. Meine Augen beginnen zu leuchten als ich die Anderen sehe. Das wollte ich schon immer mal mit Pro-Köln-Aktivisten machen. 5 sehr brutale Minuten später, die in dieser jugendfreien Version rausgeschnitten sind, stehe ich von oben bis unten mit Gedärmen bedeckt vor der Moschee. Meine Umgebung ist ein Schlachtfeld. Als ich klopfe und dir sage, dass alles gut ist und die Luft rein ist, kommst du raus und siehst dich um. In diesem Moment hoffe ich, dass du dich mal nicht über den Dreck beschwerst oder darüber wie ich wieder aussehe und tatsächlich streckst du mir nur wortlos einen Autoschlüssel entgegen und gehst mit blassem Gesicht an mir vorbei.
Cut. Man sieht 2 Zombies unter einer roten Ampel stehen und ziellos umher schlurfen und lachen. Ein Dröhnen unterbricht die Stille und sie drehen sich um, um einen heran rasenden Auto entgegen zu sehen. Das Auto rast mitten durch sie durch. Im Auto schreckst du hoch und murmelst etwas von roter Ampel. "Beruhig dich", sage ich, gefilmt von rechts unten, das soll wohl dein Blickfeld sein. "Rot steht für Fortschritt, also weiterfahren. Das hat was Politisches." Du lächelst. Zum ersten Mal seit wir das Haus verlassen haben, lächelst du. "Und grün?", fragst du, "steht das etwa für Umweltschutz und Motor abstellen?" "Ja, wieso auch nicht", denk ich mir. "Fehlt nur noch gelb. Tja... gelb. Das hat irgendwie mehr so gar keine Bedeutung. Die gelbe Phase ist ja auch immer recht kurz und deutet doch eh nur darauf hin, dass es bald rot oder grün wird." Dein Lächeln wird ein Grinsen und wir fahren weiter, fahren durch leblose, aber nicht reglose Straßen, während langsam der Morgen dämmert.
Cut. Wir halten auf einem Hügel, die Stadt ist gerade noch am Horizont zu erkennen. Während hinter ihr langsam die Sonne aufgeht, brausen Militärjets über unsere Köpfe hinweg. Kurz darauf ein Lichtblitz, dann sehen wir eine pilzförmige Wolke über Köln aufsteigen. „Auf Wiedersehen, Rowdy“, sagst du traurig, Rowdy ist dein Hund. „Auf Wiedersehen, Blue Shell“, murmel ich noch, dann steigen wir wieder ein und fahren weiter, die Sonne im Rücken, während langsames Akkustikgitarrengeklimper einsetzt. Wir sind tief erschöpft, aber immerhin am Leben.
Der Abspann rollt über den Bildschirm und ich liege auf der Couch, es ist echt nicht so gemütlich, aber ich denke daran was wir alles zusammen durchstehen würden und wie wir sogar mit Zombies fertig werden würden. Und dann stehe ich auf, gehe zu deinem Zimmer und klopfe an.