Eine komplett neue Version des Textes „Wie sie Köln vernichteten“ (http://seelenwanderer.blogspot.de/2012/03/wie-sie-koln-vernichten.html),
der mir einfach nicht mehr gut gefiel. Natürlich braucht es einen neuen Titel,
vorerst tut es allerdings der hier.
Rhein in Flammen
Ich liege auf dem Sofa und du in deinem Bett nebenan. Tja. Das war doch
eigentlich alles ganz anders geplant, eigentlich wollten wir doch einen schönen
Abend zusammen verbringen doch stattdessen streiten wir. Und von so Fragen wie
der, wer cooler ist, Batman oder Ironman, ging es dann zu weniger sachlichen
Themen und jetzt liege ich hier und höre das Schweigen unter dem Spalt deiner
Tür durchsickern und sich langsam in der Wohnung ausbreiten. Und weil mir keine
gesprochenen Wörter mehr einfallen nehme ich mir einen Stift und schreibe wie
wir uns wieder vertragen könnten, jetzt und sofort. Tja... Ich glaube dazu
braucht es mindestens eine kleinere Naturkatastrophe im Kölner Raum, so wie du
eben geguckt hast als die Tür geknallt hat. Vielleicht im Stil von
Pro7-Produktionen, so leicht trashig, ein bisschen sinnloser Sex und sinnlose
Gewalt könnten gerade genau richtig sein. Ok, ich brauche einen Titel: Taifun -
Der Untergang Kölns. Gefällt mir nicht. Zombies - Heute stirbt Köln - zweimal.
Besser, vielleicht vertragen wir uns eher, wenn alle anderen Männer untot sind,
obwohl du vermutlich immer noch sagen würdest, dass denen wenigstens ein Bart
wächst (Ich verfluche dich, Robert Downey Jr.). Film ab: Ich liege auf dem Sofa
und mysteriös spannende Musik setzt ein. Das Radio knistert, die Bässe werden
noch etwas mysteriöser und eine Sonderdurchsage wird angekündigt. Eine ernste
Stimme berichtet, dass ein mutierter Grippevirus auf einem Stück Hanf gewachsen
ist und im Seuchenzentrum Köln-Mitte freigesetzt wurde. Infizierte Personen
sind schmerzunempfindlich, sehr langsam und extrem hungrig, außerdem neigen sie
zu irrem Lachen.
Deine Tür wird aufgerissen. Ja, ich hab´s auch gehört. Ja, wir sollten
aus der Stadt verschwinden. Und einen Baseballschläger mitnehmen. Gut, das Letzte,
das habe ich gesagt und nicht du.
Wir treten auf die Straße und das erste was wir hören ist ein irres
Lachen, zum Glück aber etwas entfernt. Ca. 200 Meter entfernt schlurft einer
der im Radio beschriebenen Gestalten auf uns zu. Zugegeben, er ist schon
ziemlich langsam also mach ich mir nicht alzu große Sorgen. Da schreist du
plötzlich auf und ich wirbel herum. 1 Meter hinter uns steht eine sabbernde
Fratze des Grauens. Ich will dich beruhigen, doch du rennst schon los, in eine
kleine Gasse rein, die frei von Untoten scheint. Als ich dir hinter her renne
stehe ich vor der halb fertigen Kölner Groß-Moschee, dieser Mischung aus Hagio
Sophia und Pokémon-Arena. Ich sehe gerade noch wie die Eingangstür sich langsam
schließt. An den Mauern kratzen haarlose Zombies mit Bomberjacken und versuchen
verzweifelt die Moschee auf zu fressen. Es gelingt ihnen eher minder gut, aber
anscheinend ist Nazi-Gedankengut sehr resistent gegen totalen Gehirnverlust und
Mutation zum Untoten. Die Tür fällt ins Schloss und von dem Knall aufgeschreckt,
fangen die Zombies langsam an sich auf die Moschee zuzubewegen. Ich kann hier nun
wirklich keine Nazi-Zombies dulden, aber mein Baseballschläger kommt mir
angesichts der braunen Masse ziemlich lächerlich vor. Ich gucke mich um und
sehe links in einem Garten einen alten Benzinrasenmäher stehen. Ich hebe den
Rasenmäher vor meine Brust, er heult laut auf und der Gestank von Benzin
erfüllt die Luft. Die Nazizombies wenden sich zu mir um und ich gehe langsam
auf sie zu. Der erste von ihnen begeht den Fehler an mir schnuppern zu wollen, Vrooom,
da ist er schon verschwunden. Meine Augen beginnen zu leuchten als ich die Anderen
sehe. Das wollte ich schon immer mal mit Pro-Köln-Aktivisten machen. 5 sehr
brutale Minuten später, die in dieser jugendfreien Version rausgeschnitten
sind, stehe ich von oben bis unten mit Gedärmen bedeckt vor der Moschee. Meine
Umgebung ist ein Schlachtfeld. Als ich klopfe und dir sage, dass alles gut ist
und die Luft rein ist, kommst du raus und siehst dich um. In diesem Moment
hoffe ich, dass du dich mal nicht über den Dreck beschwerst oder darüber wie
ich wieder aussehe und tatsächlich streckst du mir nur wortlos einen
Autoschlüssel entgegen und gehst mit blassem Gesicht an mir vorbei.
Cut. Man sieht 2 Zombies unter einer roten Ampel stehen und ziellos umher
schlurfen und lachen. Ein Dröhnen unterbricht die Stille und sie drehen sich
um, um einen heran rasenden Auto entgegen zu sehen. Das Auto rast mitten durch
sie durch. Im Auto schreckst du hoch und murmelst etwas von roter Ampel.
"Beruhig dich", sage ich, gefilmt von rechts unten, das soll wohl
dein Blickfeld sein. "Rot steht für Fortschritt, also weiterfahren. Das
hat was Politisches." Du lächelst. Zum ersten Mal seit wir das Haus
verlassen haben, lächelst du. "Und grün?", fragst du, "steht das
etwa für Umweltschutz und Motor abstellen?" "Ja, wieso auch
nicht", denk ich mir. "Fehlt nur noch gelb. Tja... gelb. Das hat
irgendwie mehr so gar keine Bedeutung. Die gelbe Phase ist ja auch immer recht
kurz und deutet doch eh nur darauf hin, dass es bald rot oder grün wird."
Dein Lächeln wird ein Grinsen und wir fahren weiter, fahren durch leblose, aber
nicht reglose Straßen, während langsam der Morgen dämmert.
Cut. Wir halten auf einem Hügel, die Stadt ist gerade noch am Horizont zu
erkennen. Während hinter ihr langsam die Sonne aufgeht, brausen Militärjets
über unsere Köpfe hinweg. Kurz darauf ein Lichtblitz, dann sehen wir eine
pilzförmige Wolke über Köln aufsteigen. „Auf Wiedersehen, Rowdy“, sagst du
traurig, Rowdy ist dein Hund. „Auf Wiedersehen, Blue Shell“, murmel ich noch,
dann steigen wir wieder ein und fahren weiter, die Sonne im Rücken, während langsames
Akkustikgitarrengeklimper einsetzt. Wir sind tief erschöpft, aber immerhin am
Leben.
Der Abspann rollt über den Bildschirm und ich liege auf der Couch, es ist
echt nicht so gemütlich, aber ich denke daran was wir alles zusammen
durchstehen würden und wie wir sogar mit Zombies fertig werden würden. Und dann
stehe ich auf, gehe zu deinem Zimmer und klopfe an.
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